Banner
Sie sind hier:  Startseite > Tiere > Halva, meine Haflinger-Stute > Bodenarbeit mit Pony / Pferd

Besucher seit Juni 2008


   
 

Bodenarbeit mit Pony / Pferd


Zur Abwechslung mal etwas zum Lernen und Arbeiten. Diesen Kurs habe ich selber mit Halva absolviert und es hat uns beiden sehr viel Spaß gemacht und hat auch vom Kopf her einiges gebracht. Vielen Dank Cora, dass Du das organisiert hast. 

Nun der Leitfaden dazu, den Cora ausgearbeitet hat und uns an die Hand gab:

Ziel der Bodenarbeit
Bodenarbeit soll das Vertrauen zwischen Pferd und Reiter fördern. Was das Pferd an der Hand gelernt hat, wird es unter dem Reiter auch schnell lernen (besonders Trail-Hindernisse). Dieser Kurs richtet sich dabei nicht nach einem bestimmten Buch bzw. Autor, sondern nach mehreren Büchern und eigener Erfahrung.

1. Führen und Stehenbleiben am durchhängenden Strick
Das Pferd soll im Schritt nebenher gehen ohne zu überholen und nur durch Stimme und Körpersprache zum sofortigen Halten gebracht werden. Das Pferd muss aufmerksam sein (ansonsten vorher ansprechen). Deutliches plötzliches Stehenbleiben signalisiert dem Pferd, dass es auch anhalten soll. Dabei soll mit aufrechtem oder leicht nach hinten geneigtem Oberkörper etwas in die Knie gegangen werden. Die eigenen Beine stellen aus Sicht des Pferdes die beim Halten untertretende Hinterhand dar. Wenn nötig, kann man das Ganze durch eine erhobene Hand und/oder durch ein Stimmkommando unterstützen. Hat das Pferd dies gelernt, kann das Halten aus dem Trab ebenfalls am durchhängenden Strick geübt werden.

2. Rückwärtsrichten
Das Pferd soll, ohne es zu ziehen oder zu schieben, einige Tritte rückwärtsgehen. Dazu steht man mit etwas Abstand vor dem Pferd, macht sich groß und deutet mit der Gerte oder kreisendem Strickende auf die Brust des Pferdes, ohne dieses zu berühren. Auch ein Kommando mit der Stimme, wie z.B. "zurück" oder "back" können hier weiter helfen. Tritt das Pferd einen Schritt rückwärts, folgt man ihm mit einem Schritt vorwärts auf das Pferd zu. Hat das Pferd dies gelernt, kann man später evtl. auch stehen bleiben. Wichtig ist, dass das Pferd gerade zurück tritt und nicht zur Seite ausweicht. Ein Ausbrechen zur Seite kann mit einem Schritt zur selben Seite korrigiert werden, dem das Pferd ausweicht - ansonsten zusätzlich mit der Gerte oder kreisendem Strickende die Hinterhand wieder in die richtige Richtung dirigierten.

3. Vorhandswendung
Das Pferd soll, wie bei der gerittenen Vorhandswendung, mit der Hinterhand um die auf der Stelle tretenden Vorhand herum laufen. Bei der Bodenarbeit kann allerdings auch eine 360° Wendung verlangt werden. Dazu macht man einen Schritt in Richtung Hinterhand (Fußspitze zeigt in Richtung Hinterhuf), wobei der Strick durchhängen soll. Zusätzlich wird mit der Gerte oder kreisendem Strickende auf die Hinterhand gedeutet, damit das Pferd mit dieser ausweicht. Zum Erlernen kann das Pferd zunächst mit der Hand am Vorwärtslaufen gehindert werden, wenn nötig auch durch einen kurzen Ruck am Strick. Später sollte man darauf verzichten können.

4. Hinterhandswendung
Nun soll das Pferd 360° mit der Vorhand um die auf der Stelle tretenden Hinterhand laufen. Also muss jetzt die Vorhand der Gerte bzw. dem kreisenden Strickende ausweichen und man macht einen Schritt in Richtung Vorderhufe. Ein zum Halfter hin schwingender Strick (nicht Strickende) kann das Pferd veranlassen zuerst mit dem Kopf und dann mit der Vorhand auszuweichen. Man sollte ausprobieren, auf was das Pferd am Besten reagiert.

5. Seitwärtstreten
Beim gerittenen Schenkelweichen bewegt sich das Pferd im 45° Winkel zum Hufschlag. Bei der Bodenarbeit soll es nun ganz seitwärts gehen, also im 90° Winkel zum Hufschlag. Dazu deutet  die Gerte oder das kreisende Strickende genau zwischen Vor- und Hinterhand, damit das Pferd mit beidem gleichzeitig ausweicht und so eine Seitwärtsbewegung zu Stande kommt. 

6. Halten und Rückwärtsrichten über eine Stange
Wie unter 1. beschrieben kann man das Pferd genau über einer Stange anhalten, indem man das Kommando zum Halten sofort gibt, wenn die Vorderbeine des Pferdes über die Stange treten. Dann geht es weiter mit dem unter 2. beschriebenen Kommando zum Rückwärtsrichten. Noch schwieriger wird es, wenn das Pferd erst angehalten wird, wenn es ganz über die Stange gelaufen ist. Stößt es beim Rückwärtsrichten mit dem Hinterhuf gegen die Stange, so entsteht beim Pferd leicht der Eindruck, dass es hier nicht weiter geht. Doch auch dies ist eine Frage der Übung.

7. Seitwärtstreten über einer Stange
Wenn das Pferd über einer Stange angehalten wurde, kann es anstatt rückwärts geschickt zu werden auch seitwärts wie unter 5. beschrieben die Stange wieder verlassen, wobei die Stange zwischen Vorder- und Hinterbeinen liegt und möglichst nicht  berührt werden sollte. Später kann es auch gleich neben der Stange angehalten werden, um seitwärts über die Stange zu gehen. Es ist allerdings erst mal wesentlich einfacher über der Stange zu beginnen.

8. Rückwärts und seitwärts durch ein L
Wenn Rückwärtsrichten, Seitwärtstreten und Wendungen ausreichend geübt worden sind, kann man sich ein L aus vier Stangen aufbauen. Hier kann das Rückwärtsrichten mit einem 90° Winkel zwischen den Stangen geübt werden und das Seitwärtstreten über Stangen ebenfalls mit einem 90° Winkel. Natürlich kann das L später am Ende noch durch einen weiteren Winkel in die andere Richtung erweitert werden. 

9. Weitere Übungen...
Es gibt noch viele weitere Übungen, die dem Pferd vom Boden aus beigebracht werden können, wie z.B. Referenz (Verbeugung), Spanischer Schritt, Hinsetzen, Hinlegen usw. Auf diese soll hier aber nicht weiter eingegangen werden.

10. Geschicklichkeitsübungen / Trailhindernisse
Hier gibt es die verschiedensten Dinge: das bereits angesprochene L, enge Gassen, Sackgassen oder Tore mit Flatterband oder anderem, dem Pferd evtl. unheimlichen Dingen, Planen oder Autoreifen zum Herüberlaufen, Wippen, Labyrinthe, Slalom, Dinge zum Hinterherziehen, Bälle zum Dagegenlaufen bzw. Wegschießen, aufzuspannende Regenschirme, klappernde Dosen und vieles mehr. Hierbei ist Einfallsreichtum gefragt!
Hier werden Aufgaben an das Pferd gestellt, vor denen es vielleicht Angst hat, oder die ihm sonst irgendwie unangenehm sein könnten. Oft muss man viel Geduld aufbringen, um Erfolg zu haben. Eine Methode dieses Ziel zu erreichen ist die Schaffung von unbequemen und bequemen Bereichen.

Beispiel: Das Pferd weigert sich durch eine enge Gasse zu gehen. Der Bereich vor dieser Gasse muss nun auf irgendeine Weise für das Pferd unbequem gemacht werden. "Unbequem" heißt, dass es z.B. in einem ganz engen Kreis traben oder rückwärts gehen muss, oder ständig das schwingende Seilende an seinen Körper klopft oder es sonst wie gestört wird. In und hinter der Gasse ist der für das Pferd bequeme Bereich. Hier wird es in Ruhe gelassen, bekommt etwas leckeres zu fressen oder wird sonst wie belohnt.

Es muss so viel Druck ausgeübt werden, dass das Pferd die ihm gestellte Aufgabe irgendwann durchführt, aber nicht so viel, dass es dies hinterher nie wieder macht. Wichtig ist eine Übung, die einmal geschafft wurde, mehrmals zu wiederholen und zu belohnen. Das Pferd lernt aus Erfahrung! Wenn möglich sollte vorher abgeschätzt werden, ob das Pferd einer Aufgabe gewachsen ist, denn angefangene Übungen sollten auch zu Ende gebracht werden. Schließlich könnte das Pferd auch lernen, dass es irgendwann in Ruhe gelassen wird, wenn es sich vorher lange genug geweigert hat, etwas bestimmtes zu tun. Optimal wäre es, bei jeder Übung mehr Geduld zu haben als das Pferd.

 

Wichtig:
Den Platz niemals mit einer unbefriedigten Übung verlassen, sondern immer mit einem Erfolg, das heißt: Zum Abschluss immer etwas mit dem Pferd machen, das es gut und gerne macht.


23.12.2005

  Powered by CMSimple| Template: ge-webdesign.de| html| css| Login