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Die Palmen-Killer


Nun muss ich etwas ausholen: im Frühjahr habe ich in Griechenland viele abgestorbene Dattelpalmen gesehen und hatte mich im Stillen gefragt, ob die wohl etwas Frost abbekommen haben. Bekannte erzählten mir etwas später, dass es ein Palmensterben ist, welches von einem afrikanischen Rüsselkäfer verursacht wird. Da man mir nichts näheres darüber erzählen konnte, habe ich es so hin genommen.

Jetzt im Herbst konnte ich die Übeltäter auch in meinen ca. 2,50 Meter hohen Zwillingspalmen entdecken. Eine Bekannte hat mir ein Exemplar dieser Rüsselkäfer gezeigt und nun wusste ich auch, nach was ich suchen muss.

Rhynchophorus ferrugineus - Roter Palmen-Rüsselkäfer (Pucido Roja)

Daraufhin habe ich versucht, im Internet etwas über diesen Palmen-Killer zu erfahren. Das, was ich in Erfahrung bringen konnte, hat mich traurig gemacht. Es gibt wohl noch kein wirksames Mittel, welches nur den Käfer, bzw. die gefräßigen Larven (Sagowürmer) abtötet. Inzwischen treibt er sein Unwesen im gesamten Mittelmeerraum, Frankreich, Portugal, Spanien, Italien und Griechenland, selbst die Inseln werden nicht verschont.
Seine Lieblingsspeisen sind die Phönix (Dattel-) Palmen, er gibt sich aber auch mit anderen Palmen zufrieden, falls keine mehr vorhanden sein sollten und auch die Yucca-Palmen, Agaven und die Aloe vera werden dann leider nicht mehr verschmäht.

Zu den Fakten:
Dieser ca. 3,5 cm lange rotbraune Käfer stammt ursprünglich aus Asien, in den Mittelmeerraum wurde er mit Palmenimporte aus Asien eingeschleppt. Bevorzugt nimmt er als Wirtspflanze die Kanarische Dattelpalme (Phoenix-Palme)  und die echte Dattelpalme aber auch andere Palmenarten, wie Fächer-, Hanf- (Trachycarpus Artenund Zwergpalmen (Chamaerops humilis) und selbst Palmlilien (Yucca) verschont er nicht. Die Käfer werden durch den Geruch vom Schnitt der grünen Wedel angelockt, sie können den süßen Saft bis zu einer Entfernung von fast 20 Kilometern riechen.

Tipp: Palmenwedel erst abschneiden, wenn sie bis zum Stamm total abgetrocknet sind, alternativ kann man noch nicht ganz abgetrocknete Wedel abschneiden, wenn die Temperaturen einige Zeit unter 10°C liegen (das wäre zwischen Dezember und Febuar), denn dann fliegen die Käfer nicht. 
Ein Käferweibchen frisst sich lange Gänge in den gesunden Palmenstamm und legt bis zu 300 Eier ab, die Larven schlüpfen nach ca. 5 Tagen und fressen sich weiter in das Innere der Palme, dadurch stirbt diese ab. Nach der Verpuppung schlüpfen die Käfer ca. 3 Wochen später und fliegen dann zu den nächsten Palmen.

Mir hat man den Tipp gegeben, die Palmen gut mit Seifenlauge (ich habe eine große Flasche Geschirrspülmittel in ca. 50 Liter Wasser aufgelöst) begießen, besonders die obere Mitte, die Blattansätze und den Stamm. Daraufhin haben viele Käfer den Palmenstamm verlassen, wir haben sie eingesammelt und abgetötet. Diese Prozedur haben wir etwas über eine Woche alle zwei Tage gemacht und bislang 36 dieser Rüsselkäfer vernichtet.

Ob ich meine drei Dattelpalmen im nächsten Jahr noch gesund sehe, steht in den Sternen.

Es soll ein biologisches Mittel gegen den Rüsselkäfer geben: Biorend (von der Firma Greenberry an der Algarve) ist ein biologisches Insektizid auf der Basis von entomopathogenen Nematoden, die den Käfer in allen Entwicklungsstadien infizieren und abtöten. Dieses Mittel ist weder für den Menschen noch für Tiere, wie auch für Bienen gefährlich und stärkt die Palmen. Dieses Mittel sollte in der kritischen Phase alle zwei Wochen angewendet werden. Bei richtiger und regelmäßiger Anwendung soll es eine Erfolgsquote von 80% haben.
Ansprechpartner: Patricia Martins, EMail: patricia@greenberry.pt, HP: www.greenberry.pt

Ergänzung Mai 2015
Die Palmen leben noch und sehen recht gesund aus, auch der Horchtest (am Stamm lauschen, wenn ein Befall vorliegt hört man die Tiere fressen, es knistert dann im Stamm) war negativ. Jetzt im Urlaub habe ich das Mittel Biorend in Kyparissia bekommen. Nach weiteren Recherchen soll Biorend zur Vorsorge, also solange noch kein Befall ist, zu 98,5% wirken. Die Anwendung zur Vorsorge ist einfach: auf 1 Liter Wasser gibt man 2 ml Biorend, ich habe den Palmen jeweils eine Gießkanne mit 6 Litern Wasser 12 ml Biorend langsam in das Herz gegossen. Diese Anwendung sollte man in der aktiven Zeit der Käfer von Mai bis Oktober im Abstand von 2 bis 3 Wochen machen. Wenn schon ein Käferbefall vorhanden ist, sollte man diese Prozedur unbedingt im Abstand von 2 Wochen wiederholen.

Ergänzung September 2015
Die beiden Zwillingspalmen haben es nicht geschafft, die große Palme hingegen scheint noch in Ordnung zu sein. Nun heißt es, die Zwillingspalmen so weit es geht zu entfernen und gleich alles zu verbrennen.

Ergänzung Mai 2017
Die große Palme bei der Terrasse scheint nach wie vor unbeschadet von den Käfern zu sein. Das mit Wasser verdünnte Mittel Biorend wird jeden Urlaub großzügig in das Palmenherz gegossen und wir verzichten nun darauf, Palmenwedel abzuschneiden. Im letzten Herbst haben wir einige Wedel abgesägt und alle Sägeflächen gleich mit einem Holzkitt satt und luftdicht versiegelt. Leider habe ich beim 2. Mal nicht an das Sägemehl gedacht und innerhalb von 2 Stunden habe ich gleich zwei Käfer (Kundschafter?) im Anflug erwischt. Daraufhin haben wir umgehend das Sägemehl aufgefegt und sofort auf dem Grill verbrannt, weitere Käfer wurden nicht gesichtet.

Ergänzung Herbst 2024
Nun hat es auch meine große Dattelpalme erwischt. Im letzten Winter sind mir einige noch grüne aber hängende Wedel aufgefallen und nach genauem horchen habe ich die Maden in dem Stamm fressen hören. Daraufhin habe ich sofort den Stamm und die Wedel mit reichlich (stärkere Dosierung) Seifenwasser und Biorend begossen.
Leider haben wir über das Jahr gesehen, dass keine neuen Wedel kamen und die letzten grünen inzwischen braun wurden. Somit müssen wir uns leider von unsere großen Phoenix verabschieden.


07.10.2014, ergänzt 2017 und 2024

Ein weiterer Palmen-Killer


Wie der Zufall es leider will, bin ich auf einen weiteren Palmen-Killer aufmerksam geworden.
Hierbei handelt es sich um den Schmetterling Paysandisia archon (einen Tagfalter der eine Flügelspannweite von 8 bis 11 cm erreicht). Ursprünglich ist er in Südamerika (Brasilien, Uruguay, Paraguay und im nordwestlichsten Argentinien) beheimatet und kurz vor der Jahrtausendwende mit Palmimporten aus Südamerika an die Mittelmeerküsten gelangt. Auch hier fühlt er sich wohl, vermehrt sich fleißig und ist, wie der oben genannte Käfer, für das Palmsterben mit verantwortlich. Wie die Rüsselkäfer bevorzugt auch dieser Falter die Palmarten  Chamaerops, Latania, Livistona, Phönix, Trachycarpus und Washingtonia.

Gesichtet wurde der Falter (in Südeuropa) hauptsächlich in der Zeit von Juli bis November. Die Weibchen legen die kleinen Reiskorn ähnlichen Eier an die weiche Stammbasis von Palmen aber auch an Palmwedeln. Die geschlüpften und fast einfarbigen, weißlichen Raupen bohren sich in den Stamm der Palme ein, der Befall ist äußerlich durch Bohrmehl zu erkennen, das an der Basis der Blattstiele oder am Stamm austritt.

Dieser Falter ist im Mittelmeergebiet als Schädling eingestuft und es wird deshalb in Europa versucht, ihn auf jede erdenkliche Weise zu bekämpfen und auszurotten. Da momentan wohl noch keine biologischen Bekämpfungsmethoden zur Verfügung stehen, erfolgt in der Regel ein massiver Einsatz von Insektiziden.
In Spanien laufen Versuche den Falter mit den gleichen Mitteln, wie auch für den Rüsselkäfer, zu bekämpfen. Ob dieses erfolgreich ist, habe ich leider noch nicht heraus gefunden.

Mein Fazit: Der regelmäßige Einsatz von Biorend wird wohl auf Dauer weiter geführt!

Ergänzung Juni 2019: der Falter wurde nun auch im Bereich Messinien, Peleponnes, gesichtet.


03.09.2017

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