Skala der Ausbildung


Takt,  Losgelassenheit,  Anlehnung,  Schwung,  Geraderichtung,  Versammlung.


Takt ist das räumliche und zeitliche Gleichmaß der Bewegungen an allen drei Grundgangarten.

Losgelassenheit ist die Entspannung der Muskulatur, das Schwingen des Rückens, gleichmäßiges Beugen und Strecken der Gelenke und der Zustand der Zufriedenheit des Pferdes bei pendelndem Schweif.

Anlehnung ist die weiche, stete Verbindung zwischen Reiterhand und Pferdemaul.

Schwung ist die Übertragung der energischen Impulse aus der Hinterhand auf die Gesamtvorwärtsbewegung des Pferdes bei schwingendem Rücken.

Geraderichtung beschreibt das Einstellen der Vorhand auf die Hinterhand, sodass beide auf einem Hufschlag fußen. Die Längsachse des Pferdes soll mit der Hufschlagfigur am Boden identisch sein.

Versammlung beschreibt die Umverteilung des Gewichtes auf die vier Beine des Pferdes. Die Hinterbeine werden in dem Maße belastet, wie die Vorderbeine entlastet werden.
(Vorn Stützfunktion 55%, hinten Schiebefunktion 45%, die es umzuverteilen gilt.)
Dann kommt das vermehrte Ohrenspiel, vermehrte Hankenbeugung -Knie und Hüfte werden mehr abgesenkt, nehmen mehr Last auf. Der Rücken wölbt sich auf, der Hals rundet sich mehr, richtet sich schließlich auf...


Gang, Schwung, Schubkraft
Die Reihenfolge der Skala der Ausbildung, macht schließlich deutlich: Ohne Lösen kein Versammeln.
Von Natur aus hat ein Pferd Gang, erst unter dem Reiter Schwung. Die beiden ersten Punkte, Takt und Losgelassenheit, stehen am Anfang der Ausbildung eines jungen Pferdes, wie am Anfang einer jeden Reitstunde. Anlehnung, Schwung, Geraderichten und Versammeln bildet dann die Erarbeitung der Tragkraft, wobei der Takt erhalten (und gefördert) werden soll. Dabei muss das Pferd lernen sich selbst und später den Reiter auszubalancieren.


Warum das alles?
Warum ein junges Pferd am Anfang seiner Ausbildung, wie zu Beginn jeder Stunde erst in die Tiefe reiten? Warum Kopf und Hals zunächst nach vorwärts abwärts und das Pferd in
Dehnungshaltung bringen, wenn man als Endziel doch wieder die relative Aufrichtung mit dem Versammeln von hinten nach vorne zusammengestellten Pferd anstrebt, um so in erhoffter
Hankenbeugung u.a. die Lektionen gehobener Dressurklassen korrekt reiten zu können.


Dies ist die Grundlage der Dressurarbeit, ohne die es nichts anderes gibt!
Wie erreicht man diese Fähigkeit und was versteht man exakt unter dem Lösen eines Pferdes? Das Pferd bedarf als lebendes Wesen zur Konzentration auf den Willen des Reiters einer individuell verschieden langer Vorbereitung. Lösen ist die Lockerung und das Geschmeidigmachen der Glieder, die Entkrampfung der Muskulatur und nicht zuletzt die Entspannung des Gemüts. Jede bewegungshemmende Steifheit und Verkrampfung wird beim Lösen abgeschüttelt. Die volle Entfaltung von Kraft und Gewandheit des Pferdes (wie beim Menschen), ist in verkrampften Zustand unmöglich. Zur richtig gelösten Muskulatur aber, gehört in jedem Fall zwingend auch die Unbefangenheit des Gemüts!

Der zweckmäßigste Weg kann für jedes Pferd verschieden sein und wird längere oder kürzere Zeit in Anspruch nehmen. Junge Pferde werden mehr Zeit brauchen; für sie wird es der wesentliche Teil der Ausbildung sein. Entscheidend wird immer das Gefühl des Reiters für die Art, Folge und Zeitdauer der Übung sein. 


Die Möglichkeiten des Lösens
sind vielgestaltig und bieten dem Reiter einen weitgefächerten Katalog, um auch für sein Pferd das Richtige zu finden. Im Zweifelsfall werden flotte Gänge und schwungvolles Vorwärtsreiten immer das Richtige sein. Pferde, die sich schwer loslassen, werden am besten im Mittelgalopp, bei der Arbeit über Cavaletti, oder aber beim Reiten über unebenen Boden und niedrige Sprünge zu lösen sein. Im Trab wiederum muss trotz des schwungvollen Reitens vor allem der Takt in geregeltem Tempo erhalten bleiben.

Die Wege und Möglichkeiten sind im Wesentlichen:
Ohne Reiter: // Unter dem Reiter:
Longenarbeit // Schritt mit hingegebenem Zügel, als einleitende Lektion oder Ausklang
Springen an der Hand // Leichttraben, mit steter, leichter Anlehnung. Zirkelarbeit und reiten von Schlangenlinien bei korrekt gestelltem Pferd. Während der Trabarbeit häufiges Wechseln aus dem Zirkel sowie durch die halbe und ganze bzw. Länge der Bahn. Dabei ein klares, harmonisches Umstellen beim jeweiligen Handwechsel. Reiten von Tempounterschieden. Verlängern und wieder Abfangen der Tritte und Sprünge. Eifriger Wechsel zwischen Arbeitstrab und Arbeitsgalopp Wendungen auf der Vorhand. Schenkelweichen -an der langen Seite -an der offenen Seite eines Zirkels -aus dem verkleinerten Zirkel heraus -Viereck verkleinern und vergrößern für ältere Pferde. Die Acht (groß auf zwei Zirkeln, für junge - klein, auf einem Zirkel, für ältere Pferde). Durch den Zirkel wechseln.

Der Reiter muss sich hiervon das passende aussuchen, wenn er die Eigenarten seines Pferdes erkannt hat. Man sagt, braucht ein Pferd mehr als 20 Minuten zum Lösen, ist das Ausbildungsmaß des Pferdes nicht in Ordnung (wir sprechen hier von einem fertigen Reitpferd) oder die Lösungsarbeit ist schlicht falsch für dieses Tier.


Wann kann ich denn nun loslegen?
Sobald sich das Pferd durch halbe Paraden leicht an die Hilfen stellen lässt, hat der Reiter mit dem Lösen seinen Zweck erreicht. Das gelöste Pferd erkennt man daran, dass es unbefangen (fröhlich) und willig vorwärts geht und dabei nicht eilt oder verhalten (Trauermarsch) geht. Das Tempo muss dem Pferd angepasst sein. Faule Pferde müssen vorwärts geritten werden, in fleißige (heftige) muss Ruhe gebracht werden. Im Normalfall immer etwas mehr Tempo fordern, als das Pferd anbietet.

Bei vorher heftigen Pferden, kommt man jetzt zum Treiben. Ein gelöstes Pferd lässt den Reiter sitzen. Der Gang ist rein und taktmäßig. Der gerade getragene Schweif pendelt gleichmäßig hin und her. Das Pferd kaut, aber nicht klappernd oder gar knirschend in laut hörbarer Form, sondern eher wie ein "Murmeln". Es ist weich am Zügel und steht willig und zuverlässig an den Hilfen. Eine tiefgestellte, ruhige und elastische Hand, bei gleichmäßigem Treiben und tiefem, geschmeidigem Sitz ist Voraussetzung.

Dazu kommt das Abschnauben des Pferdes zum Zeichen unbeschwerter Atmung, der schwingende Rücken, der mit angenehmen Bewegungen den Reiter sitzen lässt und das mit der Hergabe des Rückens im Zusammenhang stehende so wichtige dehnen des Halses nach vorwärts abwärts in allen drei Gangarten bei nachgebendem Zügel. Der Gesamteindruck des Pferdes ist ruhig, sein Gesichtsausdruck zufrieden. Eine korrekte Anlehnung (weiche und stetige Verbindung von Reiterhand und Pferdemaul) gibt dem Pferd Sicherheit für Balance und Takt. Die relative Aufrichtung richtet sich nach dem Ausbildungsstand des Pferdes.

Dies sind also die Anzeichen für erfolgreiche Lösungsarbeit.

Genauso deutlich sind Anzeichen bei Reitfehlern, durch die sich das o.a. Bild nicht erreichen ließ.


Diese schriftlichen Hilfen habe ich damals von meiner Reitlehrerin bekommen, wie meine Halva und ich zusammen alles lernen mussten. Danke Cora


10.12.2006