Heaven can wait -


- Tagebuch einer Hufrehe -

Halva fraß sich Biss für Biss dem Himmel immer näher.

Hufrehe! Fast jeder hat schon davon gehört, viele haben es erlebt. Doch so schlimm hat´s hier noch niemand gesehen. Uns bot sich ein Bild des Jammers: Man sah schon die Flügel sprießen!

Halva genoss ihr Leben Tag und Nacht auf der Sommerweide. Sie vertrug das fette grüne Zeug gut, außer, dass ihre Figur etwas darunter litt. Es gab keine Probleme bis... 

hier Ausschnitte aus dem Tagebuch:

Dienstag, 27. Juni 2000: -nachmittags- als ich Halva von der Weide holte, ging sie auffällig langsam und leicht klamm. Ich putzte und sattelte sie. Halva war wie immer. Noch dachte ich mir nichts dabei, als ich los ritt, merkte ich dass sie sehr zögernd und schwankend ging. Sofort brach ich den Ausritt ab, wir hatten nicht einmal den Hof verlassen. Ich saß sofort ab und führte, das ging besser, auch Trab an der Hand, wenn auch langsam. Absatteln, Hufe nochmals kontrollieren, nichts zu sehen, nichts zu fühlen. Mir kam ein übler Verdacht, ich fragte um Rat, war danach auch nicht klüger. Mausi sagte, das sähe nach Rehe aus und bestätigte damit meinen Gedanken, den ich zu verscheuchen suchte. Jemand anderes meinte, könnte auch nicht sein. Halva kam in ihre Box und verhielt sich schmusig und verfressen, wie sonst auch. Abends habe ich sie nochmals aus der Box geholt: Sie ging immer noch langsam. Sie sollte so wieso in der Box bleiben, weil sie am nächsten morgen für den Equidenpass gechippt werden sollte. Wenn´s dann noch so ist...

Mittwoch, 28. Juni: -morgens- Halva fühlte sich nicht wohl und ging richtig lahm. Also doch. Nach dem Chippen entließ ich sie auf den Paddock, in die Box wollte sie nicht und da hat sie Gesellschaft, denn Lady war schon draußen, so kann sie sich bewegen wie sie will. Ich rief Anke (unsere Tierärztin) an, schilderte ihr meinen Verdacht. In der Zwischenzeit hat Lady dann Halva erst mal ordentlich verprügelt, weil Halva ans Wasser wollte und Lady ihr Heu genau neben der Tränke hatte, also Halva doch in die Box, Anke Bescheid geben, denn ich musste noch meine Brötchen verdienen gehen... Anke ließ Halva zur Ader und spritzte Medikamente. Halvas Beine mussten gekühlt werden. Abends kam Anke noch einmal und brachte einen Kollegen mit, der sich auf Akupunktur spezialisiert hat. Auch er hat an allen Hufen nochmals etwas Blut abgelassen, um den Druck zu verringern. Halva ging es ganz offensichtlich hundeelend. Die Box wurde mit Späne eingestreut, einen Hauch Stroh darüber und zu fressen gab es eine Rippe altes Heu.

Donnerstag, 29. Juni: -scheinbar war es noch schlimmer geworden, wieder Aderlass und erneut Spritzen. Zusätzlich bekommt sie Traumel 3x3 Tabl. täglich und Ginko 3x5 Tropfen täglich. Das Heu wurde auf drei Rippen erhöht, zusätzlich Wurzeln und Leinsamen. Anke röntge ihre Hufe und verabreichte eine Wurmkur. Halvas Überlebenschancen waren sehr gering. Doch das Röntgenbild zeigte nur eine leichte Senkung und Rotation. Es ist vielleicht doch zu schaffen. Angelika, Nina und ich haben Halva 6x am Tag aus der Box gequält und 30 Minuten lang die Hufe gekühlt. Dank an Herrn Mohr, dass er diese "Wasserverschwendung" erlaubt hat! Letzter Besuch für heute, um 21 Uhr. Halva lag, mit der Hilfe von meinem Mann haben wir sie hochgeholt und nochmals die Beine gewässert.

Freitag, 30. Juni: -Geht es aufwärts? Beim Dösen hat sie abwechselnd die Hinterbeine entlastet. Das 1. Mal seit Mittwoch hat sie am Mittag gepiet. Nachmittags war das aus der Box holen noch eine Quälerei, aber sie hat schon ihre "Bettelkralle" gezeigt. Nach dem Kühlen geht´s besser zurück in die Box. Weiterhin 6x täglich alle 2 Stunden kühlen! Dazu hat uns Anke ein Bewässerungs-System ausgeliehen, eine Superkonstruktion und unglaublich effektiv.

Sonnabend, 1. Juli: -ich glaube es geht bergauf!

2.-4. Juli: -für 2 Stunden darf Halva auf den Kranken-Paddock. Kühlen, kühlen, kühlen.

Donnerstag, 6. Juli: -Halva war fast den ganzen Tag auf dem Paddock. Nach der ersten Bewässerung hatten die Hufe fast normale Temperatur, vorne noch etwas mehr wie hinten. Nur noch 4x wässern.

Freitag, 7. Juli: -sie geht schon fast wieder normal, aber schleicht noch. Halva schiebt Kohldampf ohne Ende -da muss sie durch! Sie muss!

8.-10. Juli: -nur noch 3x wässern. Halva geht es schon wieder zu gut, hat nur Blödsinn im Kopf, ist unausgeglichen und hat nur Fressen im Sinn. Futterration erhöht.

Dienstag, 11. Juli: -Bewegung verschrieben worden, angefangen zu longieren, 15 Minuten. Die Hälfte der gearbeiteten Zeit darf Gras gefressen werden! Nur noch 2x täglich wässern.

12.-14. Juli: -nur noch 1x wässern, alles andere wie am 11. Juli.

Samstag, 15. Juli: -Krankenpaddock adé, rauf auf den großen Paddock zu Novito und Mompi!

Sonntag, 16. Juli: -longieren schon mit Cavaletti! Immer besser geht´s meinem Pferd!

Montag, 24. Juli: -longieren, longieren und die halbe Arbeitszeit Gras fressen. Alles in Ordnung, mein Pferd ist wieder gesund!

Dienstag, 25. Juli: -der Schmied kommt und korrigiert die Hufe auf Zehenfreiheit, statt zu longieren soll ich nun langsam wieder mit dem Reiten anfangen.

Mittwoch, 26. Juli: -das 1. Mal wieder ausreiten! Schritt und Trab auf weichem Boden.

Donnerstag, 27. Juli: -Umzug in den Offenstall-Paddock mit magerer Weide, 2 Sunden anweiden.

Freitag, 28. Juli: -Medikamente nur noch 1x täglich.

August 2000: -Halva fetzt voller Lebensfreude durch die Gegend und ist pumperl g´sund!!!

Ohne Angelika und Nina hätte es Halva nicht geschafft. Auch bei Familie Mohr möchte ich mich bedanken und: Danke, Anke!!


21.04.2005